Alexandra Haber

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Das Gute vs. das Böse
29.12.2025 21:35

Jetzt zum Jahresende bewegen mich viele Gedanken. In der Welt ist es chaotisch dieser Tage. Krieg wirft seine Schatten und obwohl er weit weg ist, spiegelt er sich selbst bei den Menschen im eigenen Land. Schamlos und mitleidlos kommen mir die Leute vor. Jeder ist sich selbst der Nächste. Zugleich ist der Hunger nach Liebe und Mitgefühl größer denn je.

Aber bei all den Horrornachrichten derzeit, da fragt man sich ja unweigerlich bisweilen, ob das Gute überhaupt noch eine Chance hat gegenüber so viel Finsternis und Bosheit ringsherum.

Ich stelle mir da die Frage: Was wiegt mehr, wenn man es auf die ganze Welt legt? Das Gute oder das Schlechte?

Auf den ersten Blick scheint die Antwort popelig und erschreckend leicht zu beantworten. Das Schlechte ist laut wie eine Trommel. Es brennt sich ein, hinterlässt Bilder, Zahlen, Nachrichten.

Gewalt, Hass und Zerstörung drängen sich ins Bewusstsein und fordern Aufmerksamkeit. Sie wirken schwer, weil sie sichtbar sind und obendrein sehr fordernd. Das Böse will gesehen werden. Es will Angst machen. Und es gelingt ihm.

Doch wisst ihr was? Diese Form von Gewicht misst sich nicht nur in Wucht, sondern auch in Tragfähigkeit.

Das Gute wirkt oft leise und kränklich neben all dem Schrecken. Denn es zeigt sich in Fürsorge, in Geduld, im Bleiben und Aushalten, im Wiederholen alltäglicher Handlungen. In Menschen, die Verantwortung übernehmen, ohne gesehen zu werden. In kleinen Entscheidungen, die niemand dokumentiert. Diese Formen der Liebe erzeugen selten Schlagzeilen. Sie sind still und unaufdringlich. Aber sie halten ganze Strukturen aufrecht, ohne die das Zusammenleben nicht möglich wäre.

Liebe existiert in vielen Facetten: als Mitgefühl, Loyalität, Beharrlichkeit und Schutz. Sie überdeckt das Böse nicht offensichtlich, sie löscht es nicht sichtbar aus. Oder vielleicht doch? Sie spannt ein Netz unter die Risse der Welt. Man bemerkt es meist erst, wenn es fehlt. Doch es fehlt nicht. Nein, tut es nicht. Es ist da.

In eurer Liebe zueinander. In jedem freundlichen Wort. In jeder Hand, die gereicht wird, um einander aufzuhelfen.

Und hinter all dieser unscheibaren, aber schwergewichtigen Liebe erkenne ich den einen, der uns alle liebt und hält. Es ist nicht vorbei. Wir fallen nicht.

Das Gute ist nicht laut wie eine Trommel, aber sie ist gewaltig, weil sie trägt. Das Böse kann nur zerstören.

Dass die Welt – bei aller Zerrissenheit – noch funktioniert, spricht weniger für die Abwesenheit des Schlechten als für die beständige, oft unsichtbare Präsenz des Guten.

In diesem Sinne:

Kommt gesund ins neue Jahr und fürchtet euch nicht.

Eure Alexandra

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